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Harmloser Zeitvertreib?
In unserer digitalen Welt spielen soziale Medien und (Online-)Gaming eine immer größere Rolle. Viele Menschen nutzen diese Angebote, um sich zu vernetzen, zu spielen oder nach einem langen Tag einfach abzuschalten. Auch das Glücksspiel hat sich verändert: Neben klassischen Formen wie Spielautomaten in Kneipen und Casinos gibt es mittlerweile digitale Varianten, die immer mehr Aufmerksamkeit erhalten.
All diese Aktivitäten sind für viele Menschen eine Bereicherung – doch in manchen Fällen können sie problematische Verhaltensmuster fördern oder sogar in eine Abhängigkeit führen. Egal, ob du selbst betroffen bist oder dich einfach für das Thema interessierst – hier findest du einige Informationen und Angebote.


Verhaltenssüchte
im Überblick
Die Entwicklung einer Suchterkrankung ist meist ein schleichender Prozess, der teilweise über Jahre im verborgenen stattfinde, manchmal aber auch sehr schnell verläuft. Wichtig dabei ist, dass der damit einhergehende Kontrollverlust über ein bestimmtes Verhalten nichts mit einem schwachen Willen zu tun hat. Es handelt sich um eine Erkrankung, bei der es zu einer körperlichen, aber vor allem auch psychischen Abhängigkeit kommt.
Verhaltenssüchte beschreiben Verhaltensweisen, die trotz negativer Konsequenzen fortgesetzt werden und nicht mehr kontrollierbar sind. Sie können den Alltag, soziale Beziehungen und das psychische Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Im Gegensatz zu Substanzabhängigkeiten steht nicht der Konsum eines Stoffes im Mittelpunkt, sondern eine bestimmte Handlung. Bespiele für Verhaltenssüchte:
- Glücksspielstörung
- Computerspielstörung
- Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung
- Shopping-Störung
- Pornografie-Nutzungsstörung
Die Ursachen von Verhaltenssüchten sind verschieden. Häufig ist es ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren, die die Entstehung einer Verhaltenssucht begünstigen können. Das bio-psycho-soziale Modell greift dabei auf drei Faktoren zurück:
- Biologischen Faktoren: Genetische Veranlagungen und neurobiologische Prozesse, die die Anfälligkeit erhöhen.
- Psychologischen Faktoren: Persönlichkeitsmerkmale wie Impulsivität und Eigenschaften des Suchtverhaltens (z. bei Glücksspiel).
- Sozialen Faktoren: Familiäre Strukturen, beruflicher Stress sowie gesellschaftliche Normen und Gesetze.
Da es sich bei Verhaltenssüchten um Krankheiten handelt, gibt es Diagnose-Kriterien, die beispielsweise in den Klassifikationssystemen ICD-11 oder DSM-V festgehalten werden. Mögliche Anzeichen können sein:
- Verlust der Kontrolle über das Verhalten
- Vernachlässigung von Verpflichtungen und Beziehungen
- Fortsetzung des Verhaltens trotz negativer Auswirkungen
- Ständige Gedanken oder Planung des Verhaltens
Interessante Fakten und Tipps
Wenn wir uns aktiv dazu entscheiden, Medien zu konsumieren, ist das meistens gar kein Problem. Schwierig wird es jedoch, wenn sich in unserem Alltag Automatismen einschleichen. So kann es passieren, dass unser Handy beim Warten auf den Bus oder eine Verabredung fast automatisch in der Hand ist oder wir jeden Morgen als erstes Automatisch auf das Smartphone schauen. Wenn du deinen Konsum reduzieren willst, dann mache dir diese Automatismen bewusst. Wann ist es eine bewusste Entscheidung und wann nur Gewohnheit. Versuche, häufiger bewusst zu konsumieren und seltener, ohne den eigentlichen Grund zu kennen.
Wir lernen unser Leben lang, zum Beispiel auch, was uns dabei hilft, uns gut zu fühlen oder mit negativen Emotionen umzugehen. Wenn wir etwas für uns gefunden haben, was gut funktioniert, merkt sich das unser Gehirn und wir können in einer ähnlichen Situation auf diese Erfahrung zurückgreifen. Man spricht hier auch von Gedächtnisspuren. Je häufiger wir eine bestimmte Verhaltensweise ausüben, desto stärker ist die Gedächtnisspur. Du kannst dir das wie Pfade im Wald vorstellen: Je häufiger du einen Weg gehst, desto ausgetretener und begehbarer ist er. Andere Pfade, die du seltener nutzt, wachsen hingegen zu. Mit der Zeit kann es passieren, dass du nur noch den einen Weg gehen kannst. Deshalb ist es so wichtig, verschiedene Möglichkeiten zu entdecken, die dir dabei helfen, mit Stress oder negativen Gefühlen umzugehen.
Wann hast du das letzte Mal nichts getan? Also wirklich nichts? Leerlauf auszuhalten, kann manchmal ganz schön schwer sein. Häufig passiert es genau in solchen Momenten, dass wir uns „berieseln“ lassen, sehnsüchtig auf eine Nachricht warten oder sinnlos irgendwelche Apps auf dem Handy öffnen und wieder schließen. Es ist okay, auch einfach mal nichts zu tun. Vielleicht kostet es dich am Anfang etwas mehr Überwindung. Aber du wirst sehen: mit der Zeit gelingt es dir viel leichter, anstatt zum Handy oder Fernseher zu greifen, einfach mal deine Umgebung, deine Gedanken oder dich selbst zu beobachten und nichts zu tun.
Befasse dich im Vorfeld damit, wie viel Zeit und Geld du generell für dein Verhalten investieren möchtest. Es kann hilfreich sein, dir klare Grenzen zu setzen, z.B. in Bezug auf dein Budget, die Dauer aber auch den Zeitpunkt. Mittlerweile gibt es auch viele Möglichkeiten, die dich beim Einhalten deiner selbstgewählten Regeln unterstützen. Diese reichen von Handyeinstellungen über Apps bis hin zu Einstellungen, die du direkt bei den Anbietern vornehmen kannst.
Es gibt keinen Zeit- oder Geldwert, an dem man festmachen kann, ob ein Verhalten bereits süchtige Ausmaße angenommen hat. Eine Verhaltenssucht ist etwas Individuelles und hängt vor allem davon ab, welche negativen Folgen durch das Verhalten entstehen. Behalte dein Verhalten im Blick, sei ehrlich zu dir selbst und suche dir bei Bedarf Unterstützung.
Eigenen Hochrechnungen zufolge sind in Deutschland schätzungsweise rund 3,8 Millionen Menschen von Verhaltenssüchten betroffen. Dazu gehören unter anderem die Glücksspielstörung, Computerspielstörung, Pornografie-Nutzungsstörung, Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung und Shopping-Störung.
Für viele Verhaltenssüchte fehlen in Deutschland repräsentative Daten, was die genaue Anzahl der Betroffenen schwer bestimmt. Expert:innen schätzen, dass es eine erhebliche Dunkelziffer gibt und dass Verhaltenssüchte häufig unterdiagnostiziert sind.
Verhaltenssüchte aktivieren dieselben Hirnregionen wie stoffgebundene Süchte. Das erklärt, warum das Belohnungssystem des Gehirns durch bestimmte Verhaltensweisen stark stimuliert wird. Auch „Entzugserscheinungen“, die man eher mit einer Alkoholabhängigkeit in Verbindung bringt – wie Reizbarkeit oder innere Unruhe – können auftreten.
Die Grenzen zwischen Gaming und Glücksspiel verschwimmen zunehmend, da viele Videospiele Mechanismen des Glücksspiels integrieren, wie Mikrotransaktionen und Lootboxen, die eine Abhängigkeit begünstigen können. Doch nicht nur hier lassen sich Überschneidungen feststellen. So begegnen uns auch auf Social Media die Themen Gaming und Glücksspiel. Selbst in manchen Online-Shops können wir eine „Gamifizierung“ wahrnehmen. Hinzu kommt die omnipräsente und zielgruppenspezifische Werbung, die uns in allen Bereichen begegnen kann.
Wusstest du, dass der amerikanische Psychiater Ivan Goldberg 1994 erstmals die „Internet Addiction Disorder“ erwähnte? Ursprünglich als Scherz gemeint, beschrieb er in einer E-Mail, wie die Faszination des Internets so überwältigend sein kann, dass manche Nutzer:innen ihr echtes Leben dabei vergessen.
Angebote
Materialien
Wir haben eine Vielzahl in Informationsmaterialien, Videos und Methoden für dich. Klicke dich doch einfach mal durch unser Angebot. Vielleicht ist estwas passendes für dich dabei.

Arbeitshilfe: Kinder aus verhaltenssuchtbelasteten Familien

Flyer: abgezockt! – Parcours zur Glücksspielprävention

Flyer: Präventionszentrum für Verhaltenssüchte Berlin

Methode: Stadien des Suchtverlaufs bei Sportwetten

Methode: Verhaltensskala „Wo steht Luca?“
Im Fokus
Du möchtest mehr über die Themen Gaming, Glücksspiel und Social Media erfahren? Klicke dich doch einfach mal durch unsere Seiten.
Beratung und Unterstützung
Egal, ob du selbst betroffen bist, jemanden kennst, der Hilfe braucht, oder als Fachkraft Unterstützung suchst – über unseren Messenger-Ratgeber beantworten wir dir alle Fragen rund um die Themen Gaming, Social Media und Glücksspiel.
In Berlin und auch online gibt es eine Vielzahl an Präventions- und Beratungsangeboten zu Verhaltenssüchten. Wir haben für dich einige Angebote in einer Übersicht zusammengetragen.